Der
große Mathematiker Leonhard Eiler wurde am 15.April 1707 in Basel (Schweiz)
in der Familie Pastors Paul Eiler geboren.
Der Vater bereitete seinen Sohn zur Karriere eines Geistlichen vor. Den
Anfangsunterricht bekam Leonhard Eiler zu Hause unter Leitung des Vaters, der
bestimmte Kenntnisse in Mathematik besaß. Nach dem Unterricht empfand der Junge
das große Interesse für Mathematik.
Bereits 13 Jahre alt ist Leonhard Eiler Student der Universität Basel. An der
Fakultät der Künste hört er Philosophie. Unter anderen Fächern wurden hier auch
Mathematik und Astronomie erlernt,die von Johann Bernulli unterrichtet worden
sind. Professor Bernulli hat die mathematischen Fähigkeiten des jungen Studenten
Eiler bemerkt und begann ihm gesonderte Stunden zu geben. Leonhard besuchte die
Wohnung von Bernulli und lernte seine Söhne Nikolai (Nicolas) und Daniel kennen.
Bald sind die beiden zu Eilers Freunden geworden. Diese Freundschaft hat im
weiteren Leben Eilers eine große Rolle gespielt.
1724 hat Eiler in der Universität eine Rede lateinisch über die
philosophischen Ansichten von Descartes und Newton gehalten. Das war eine
glänzende Rede, für die Eiler den akademischen Grad von Magister verliehen
bekommen hatte. Nachher studierte Leonhard, nach dem Vaters Wunsch, die
orientalischen Sprachen und Theologie. Bald hat Eiler seine Kenntnisse durch den
Kursus der medizinischen Wissenschaften ergänzt. Passierte das aus dem folgenden
Grunde.
1725 hat Kaiserin Katharina I., dem Willen von Peter I. Folge leistend, die
Petersburger Akademie begründet. Als zukünftige Mitglieder der Akademie wurden
unter anderen Gelehrten auch die Brüder Bernullis eingeladen. Bei der Abreise
nach Russland versprachen Bernullis ihrem Freund Eiler, diesen in Kenntniss zu
setzen, wenn es für ihn eine passende Stelle in der Petersburger Akademie geben
werde. Anfangs 1726 haben sie dem Eiler berichtet, für ihn es eine
Stellung gebe. Allerdings war das die Stellung des Adjunkten in der Physiologie.
Als Eiler diese Nachricht bekam, meldete er sich sofort bei dem medizinischen
Kursus der Universität Basel an. Er studierte medizinische Wissenschaften
fleißig und erfolgreich. Gleichzeitig studierte er Mathematik.
Im Alter von 19 Jahren hat Eiler bereits einige wissenschaftliche Arbeiten
geschrieben, darunter die Dissertation über die Schallfortpflanzung und eine
Untersuchung betreffs der Aufstellung der Masten auf dem Schiff.
Trotz des positiven Gutachtens über "Dissertation" wurde Eiler nicht in die
Kandidatenliste der Professoren von der Universität Basel eingetragen. Der Grund
war das Jungsein des Anwärters (19 Jahre alt).
Die nachfolgenden Umstände zeigten, dass dieses Ereignis sowohl für Eiler
selbst, als auch für die Wissenschaft insgesamt zum Glück wurde. Nach dem
Empfehlen der Brüder Bernulli lud die Petersburger Akademie den Eiler an die
Stellung des Adjunkten in Physiologie ein. Eiler gibt seine Zustimmung und am 5.
April 1727 verlässt er die Schweiz für immer. Durch des Schicksals Fügung
verbrachte Eiler in Russland fast 31 Jahre seines Lebens: von April 1727 bis
Januar 1741 und dann von Juni 1766 bis zu seinem Tode am 18. September 1783.
Zu der Eilers Ankunft wurden in der Petersburger Akademie recht günstige
Arbeitsbedingungen geschaffen, die zu Blüte der Eilers Schöpferkräfte beitragen
konnten: der würdige Lohn, die Möglichkeit, die Lieblingsbeschäftigung zu haben
und in der jährlichen Zeitschrift seine Werke zu veröffentlichen. Als Eiler nach
Petersburg kam, arbeitete schon in der Akademie ein großes Kollektiv der
Professoren auf dem Gebiet der Physik und der Mathematik. Hier sind einige
Namen: Daniel Bernulli (sein Bruder Nicolas ist 1726 plötzlich gestorben),
Mathematiker Chr. Goldbach, Mathematiker und Physiker H. Kraft, Astronom und
Geograph G. Delille. Seit dieser Zeit wurde Petersburger Akademie zu einem der
leitenden Weltzentren der Mathematik. Dazu hat Eiler wesentlich beigetragen.
Eigentlich hält man Eiler für einen der berühmtesten Akademiemitglieder während
der ganzen Bestehenszeit der russischen Akademie der Wissenschaften.
Außergewöhnliche Arbeitsfähigkeit und ausgezeichnete Ergebnisse der
Untersuchungen, in erster Linie auf dem Gebiet der Mathematik und der Physik,
bringen dem Eiler eine baldige Anerkennung in der Petersburger Akademie. Seine
Tätigkeit 1727 als Adjunkt, d.h. unterstes Akademiemitglieds, begonnen, wurde
Eiler 1731 zum Professor der Physik, d.h. dem ordentlichen Akademiemitglied.
1733 belegte Eiler den Lehrstuhl für Mathematik. Vorher belegte diese Stellung
Daniel Bernulli, der im demselben (1733) Jahr nach Basel zurückkehrte.
Es wäre hier angebracht zu erwähnen, dass Eilers wissenschaftliche Tätigkeit
im Laufe von zehn Jahren (1730-1740) unter den Verhältnissen erfolgte, als in
Russland das reaktionäre und volksfeindliche Regime existierte. Die Kaiserin
Anna Ioannowna übergab die ganze reale Macht im Staat ihren Vertrauten. Die
Schlüsselfigur darunter war Annas Favorit, ein baltendeutscher Baron Ernst
Johann von Bühren (russifiziert Biron). Keine Unterstützung konnte Akademie der
Wissenschaften von diesem schlecht ausgebildeten tatsächlichen Herrschern
Russlands erwarten, der alles russische hasste. Es ging sogar das Gerücht, die
Akademie bald geschlossen werden könnte, da sie viel Geld forderte. Aber auch
unter diesen Verhältnissen funktionierte die Akademie und der große Mathematiker
Leonhard Eiler arbeitete dort mit großem Erfolg.
Ende 1733, schon den Lehrstuhl für höhere Mathematik bekommen, heiratete
Eiler die Tochter eines Malers Katharina Gsell. Das Ehepaar war ein Herz und
eine Seele fast 40 Jahre lang bis zum Tode der Frau.
1736 erlebte Eiler das erste große Unglück: er verlor das Sehen im rechten
Auge. Das passierte infolge der großen körperlichen und nervösen Überlastung,
die entstand, nachdem Eiler Ende 1735 eine komplizierte und umfangreiche
Berechnung der Flugbahn eines Komets ausgeführt hatte.
Diese Aufgabe forderte, nach der Meinung der Gelehrten, wenigstens zwei
Monate lange Arbeit. Eiler erledigte diese Arbeit in drei Tagen. Es ist
erstaunlich, dass die schwere Verletzung die Arbeitsfähigkeit des Gelehrten
nicht herabgesetzt hatte.
1736 erschienen zwei Bände seiner analytischen Mechanik. Einzelne Probleme
der Mechanik wurden vorher in den Artikeln von verschiedenen Autoren diskutiert,
aber es gab kein gutes und vollendetes Werk in der Machanik. Das Werk über
Mechanik brachte dem Eiler den Weltruf. 1739 verfasste Eiler auf Deutsch eine
schöne "Anleitung zur Arithmetik". Das war die erste klare Darlegung der
Arithmetik als der Wissenschaft. Die Übersetzung ins Russische des ersten Teils
dieses Werks hat W. Adodurow, der Schüler von Eiler, damals der russische
Adjunkt der Akademie, durchgeführt.