Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Tätigkeit von M.W. Lomonossow
Die Werke in der Astronomie und der Optik
M. W. Lomonossow ist als erster russischer Astrophysiker und
hervorragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der praktischen Astronomie in die
Wissenschaftsgeschichte eingegangen. Er war der Organisator der
wissenschaftlichen astronomischen Expeditionen und des astronomischen
Gerätebaus. Die Grundwerke Lomonossows auf dem Gebiet der Astronomie entstanden
in seinen letzten 10-12 Lebensjahren. Viele Bemühungen und Kräfte hat Lomonossow
aufgewendet, um die Observation des Passierens von Venus über die Sonnenscheibe
1761 in der Petersburger Akademie der Wissenschaften zu organisieren. Von der
größten Bedeutung war die Observation, die Lomonossow persönlich durchgeführt
hatte. Er entdeckte die Atmosphäre der Venus. Danach begann sich eine neue
Richtung in der russischen Wissenschaft zu entwickeln, die die Natur von
Planeten und Satelliten des Sonnensystems erforscht. Lomonossow hat also den
Grundstein zur Astrophysik als Wissenschaft gelegt. Er unterstützte die
Ansichten von Kopernikus über den heliozentrischen Bau des Sonnensystems und
brachte sogar die Idee der Vielheit der Welten vor.
Die angewandte Optik
1756 wurde Lomonossows Arbeit "Das Wort über die Entstehung
des Lichts, das eine neue Theorie über die Farben darstellt" gedruckt. Die
Voraussichten des großen Gelehrten über die einheitliche Natur der Licht - und
elektrischen Erscheinungen sowie der Wärmeausstrahlung, seine Gedanken über die
elektrische Natur des Lichts, über die Existenz der Resonanz zwischen dem Licht
und dem Stoff, d.h. alle Gedanken, die im "Wort über die Entstehung des Lichts"
ausgesprochen wurden, fanden ihre glänzende Bestätigung und Entwicklung im 19.
Jahrhundert.
Mehr als zehn Jahre lang, bis zum Ende seiner Tage
konstruierte Lomonossow optische Geräte. Eines der berühmten optischen Geräte
war das sogenannte Nachtfernrohr. Einige Exemplare dieses Rohres wurden den
Expeditionen übergeben, die für das Auffinden des Nördlichen Seeweges
ausgerüstet worden waren. Lomonossow hat auch ein originelles Periskop gebaut,
das eine Vorrichtung für horizontale Betrachtungen besaß, so dass sich der
Beobachter in einer Deckung befinden konnte. Lomonossow konstruierte auch viele
andere optische Instrumente, z.B. ein neues Spiegelteleskop, ein verbessertes
Mikroskop, ein Sternfotometer, einen Refraktor, ein Zweispiegelfernrohr u.a.
Viel Zeit und Mühen nahm seine Arbeit an der Entwicklung von
neuen verbesserten Methoden der Orientierung auf hoher See in Anspruch. Der
ehemalige Pomor Lomonossow, der viele gefährliche Hochseefahrten gemacht hatte
und dessen Vater im Nördlichen Eismeer ertrunken war, kannte die Schwierigkeiten
der mutigen Seefahrer sehr gut. Deshalb bemühte er sich mit der Erfindung von
Geräten und Instrumenten so gut wie möglich zu helfen. In der Rede "Nachdenken
über die große Genauigkeit des Seeweges", die Lomonossow an der Festsitzung der
Akademie der Wissenschaften im Mai 1759 gehalten hatte, wurden die Ideen
ausgesprochen, die die Wissenschaft des 18. Jahrhunderts um das ganze
Jahrhundert überholt hatten. In bedeutendem Maße sind die Ideen auch heute noch
aktuell. Nach Lomonossows Meinung, muss man für die Erhöhung der Genauigkeit der
Orientierung auf See die astronomischen Observationen entwickeln. Dazu schlug
Lomonossow neue Instrumente von origineller Konstruktion vor. Darüber hinaus
brachte er das grandiose Projekt zur Bildung eines internationalen
Forschungszentrums - der Seefahrtakademie vor. So groß war der Maßstab des
wissenschaftlichen Denkens von Lomonossow.
Geologie und Mineralogie
Zur Entwicklung dieser Wissenschaften hat Lomonossow einen
wichtigen Beitrag geleistet. Seine Ideen wurden von ihm in folgenden
fundamentalen Werken dargelegt: "Das Wort über die Entstehung der Metalle durch
das Erdbeben", "Die ersten Grundlagen der Metallurgie oder des Erzbergbaus" und
zwei Beilagen dazu: "Über freie Luftbewegung" und "Über die Erdschichten" sowie
in anderen Werken. Lomonossow hat den Mineralienkatalog der Kunstkammer der
Akademie der Wissenschaften vorbereitet und redigiert. Der Katalog wurde 1745
veröffentlicht und erhielt mehr als dreitausend Muster von Erzen und Mineralien.
In Lomonossows Werken in Geologie wurde die Evolutionstheorie klar formuliert,
die allen Naturerscheinungen zugrunde liegt. Der große Gelehrte behauptet, die
Geschichte unseres Planeten einen ständigen Evolutionsprozess darstelle, der
qualitativ verschiedene Entwicklungsstufen durchmache. Lomonossow erforschte die
Ursachen und natürliche Folgen der seismischen Katastrophen. Er machte den
ersten Versuch in der Wissenschaftsgeschichte, die Tiefe des Herdes von Erdbeben
zu bestimmen, d.h. die Dicke dessen abzuschätzen, was später die Benennung
"Erdrinde" oder "Lytosphäre" erhalten hatte.
In der Arbeit "Über die Erdschichten" hatte sich Lomonossow
den ernsten Aufgaben der Geologie gestellt und kam auf den Gedanken über
mögliche gemeinsame Fundstätten von verschiedenen Mineralien. Er zeigte die
Rolle der Organismen in der Entstehung des Torfs, der Steinkohle und des Erdöls.
Lomonossow hat neue Fachwörter wie z. B. Atmosphäre, Erdachse, Gebirgsrücken,
spezifisches Gewicht in die russische Sprache eingeführt.
Wichtige Ideen hat Lomonossow über den Bau der Kristalle und
deren Natur dargelegt. Diese Ideen enthält hauptsächlich seine Dissertation
"Über die Entstehung und die Natur des Salpeters". Er formulierte das Gesetz der
Beständigkeit der Winkel von Kristallen für verschiedene kristalline Stoffe. Die
Gedanken Lomonossows über die Natur der Kristalle wurden später (19. und 20.
Jh.) völlig bestätigt.
Die Arbeit an die Erschließung der Naturschätzen Russlands
Der große Gelehrte sorgte sich um die Entwicklung der
Produktivkräfte seines Landes. Er unterstrich mehrmals die besondere Bedeutung
von Metallen. Im "Wort über den Nutzen der Chemie" machte er die
Schlussfolgerung: "Keine Kunst und kein Handwerk können ohne einfache Ausnutzung
der Metalle auskommen". Die Regierung Katharinas II. hat Lomonossows Ideen über
die Erschließung der Naturschätze beachtet. Als Ergebnis erhielten alle privaten
und staatlichen metallurgischen und metallbearbeitenden Unternehmen die
Anordnung die Muster der Erzmineralien an die Adresse Lomonossows und des
Bergkollegiums zu schicken. Der frühe Tod hat die wichtige Initiative des
Gelehrten unterbrochen, aber auch nach seinem Ende sind zahlreiche Muster von
Erzen und Mineralien in St. Petersburg eingetroffen. Das 1763 herausgegebene
Buch von Lomonossow "Die ersten Grundlagen der Metallurgie oder Erzbergbaus"
wurde zur wahren Enzyklopädie des Bergbaus und zur ersten Anleitung für einen
ganzen Zyklus der Wissenschaften, die den Bergbau und die Metallurgie betreffen.
Dieses Buch war für den Fortschritt des Bergbaus von großer theoretischer und
praktischer Bedeutung.
Russische Gelehrte haben zu Ehren ihres großen Vorgängers
einem gefundenen Mineral den Namen Lomonossowit gegeben.
Lomonossow beschrieb die damaligen Bergwerke und Methoden der
Ausbeutung von Bodenschätzen. Gleichzeitig hat er neue Maschinen und
Vorrichtungen für die Erleichterung der Arbeit von Bergleuten und für die
Erhöhung der Arbeitsproduktivität vorgeschlagen. Neben den wichtigen
Beschreibungen und den Verallgemeinerungen der Praxis von Schürf - und
Förderungsarbeiten enthielten die Werke Lomonossows auf dem Gebiet des Bergbaus
auch neue wissenschaftliche Theorien und Hypothesen. Die Ideen der ewigen
Veränderlichkeit der Natur und der ständigen Entwicklung der Erde gehen durch
alle wissenschaftlichen Werke Lomonossows. Seine These über die große Dauer der
geologischen Zeiten unterscheidet sich prinzipiell von den fantastischen
Behauptungen der sogenannten Schule der Katastrophisten, die in der geologischen
Wissenschaft Westeuropas bis zum ersten Viertel des 19. Jh. herrschte.
Geographie und Meteorologie
In seinen Werken unterstrich Lomonossow mehrmals die große
Bedeutung der geographischen Wissenschaft für das gesellschaftliche Leben. 1757
war Lomonossow beauftragt, das Geographiedepartement zu leiten. Für das Sammeln
der geographischen und wirtschaftlichen Angaben wurde 1759 unter Beteiligung
Lomonossows der Fragebogen "Geographische Anfragen" aufgestellt und an alle
Gouvernements Russlands verschickt. Der Fragebogen enthielt dreißig Fragen
betreffs der physikalischen und der wirtschaftlichen Geographie. Das
zeigte, wie umfassend Lomonossow die Aufgaben der geographischen Forschungen und
Beschreibungen des Landes verstanden hatte. Die laut des Fragebogens an der
Petersburger Akademie angekommenen Angaben wurden zur wichtigen
Informationsquellen für die später von russischen Gelehrten und Fachleuten
herausgegebenen wirtschaftlichen und geographischen Werke. Als Ergebnis der
aktiven Arbeit von Lomonossow im Geographiedepartement wurden neue verbesserte
Landkarten vorbereitet und herausgegeben. Während der Forschungen über die hohen
Luftschichten der Erdatmosphäre hat Lomonossow 1754 eine kleine Vorrichtung für
das Heben von meteorologischen Geräten auf beträchtliche Höhen erfunden.
Seine Erfindung nannte er "aerodynamische Maschine". Diese
"Maschine" wurde zum Urbild des gegenwärtigen Hubschraubers. Außerdem hat
Lomonossow das Gerät für die Messung der Windstärke - das Anemometer erfunden.
In seinem eigenen Observatorium führte Lomonossow von 1743 an systematische und
allseitige Forschungen zur Erdatmosphäre durch. Große Bedeutung den
meteorologischen Observationen und Prognosen beimessend, hielt Lomonossow es für
notwendig, einen staatlichen Wetterdienst zu organisieren und das breite Netz
der mit nötigen Geräten ausgerüsteten meteorologischen Stationen, d. h. der
Wetterwarten und Observatorien zu schaffen. Die Werke Lomonossows in Geographie
und Meteorologie enthalten die systematische Suche der Ursachen und des
wechselseitigen Zusammenhangs von verschiedenen Naturerscheinungen. Mit dem
Namen Lomonossow ist eine neue Entwicklungsstufe der Meteorologie verbunden.
Auch auf diesem Gebiet überholte der große russische Gelehrte seine Zeit.
Erschließung des Nordens
Selbstverständlich bewegte den einstigen Pomoren ständig das
Problem der Erschließung des Nördlichen Seeweges. In seinen Gedichten besang
Lomonossow die Gestalt des "russischen Kolumbus' ".
Die Probleme der nördlichen polaren Meere betrachtet er in
vielen seiner Werken wie z. B. "Nachdenken über die große Genauigkeit des
Seeweges", "Nachdenken über den Ursprung der Eisberge in nördlichen Meeren" u.
a. Sich auf eigene Werke stützend, beweist Lomonossow die Möglichkeit des
nördlichen Seeweges und die Möglichkeit eines "Durchganges über den
Sibirischen Ozean nach Ostindien". Er schlägt das Projekt der Expedition über
diese Route vor. Die Regierung von Katharina II. verstand die große Wichtigkeit
des Projekts Lomonossows für die wirtschaftliche und politische Entwicklung
Russlands. Im März 1764 erhielt das Admiralitätskollegium den Auftrag, das von
Lomonossow ausgearbeitete Projekt zu verwirklichen. Als Kommandeur der künftigen
Expedition wurde der erfahrene Seefahrer Tschitschagow ernannt. Lomonossow hat
an der Ausrüstung der Expedition mit notwendigen Geräten und Instrumenten aktiv
teilgenommen. Für die Marineoffiziere der Expedition verfasste Lomonossow eine
Dienstvorschrift, die viele nützliche Anweisungen und Ratschläge enthielt. Es
war ihm aber nicht beschieden, die Ergebnisse dieses großen Unternehmens zur
Erschließung des Nördlichen Seeweges zu erfahren. Das Auslaufen der Expedition
fand Ende 1765 statt, als Lomonossow nicht mehr am Leben war. Zweimal 1765 und
1766 versuchten die russischen Expeditionen, die hohen Breiten zu erreichen, wo
nach der Vermutung von Lomonossow, die von schweren Eismassen freien Räume sein
konnten. Alle beiden Versuche aber blieben erfolglos. Erst im 20. Jahrhundert
erschlossen die russischen Polarforscher den Nördlichen Seeweg und verwandelten
ihn in einen ständig funktionierenden Hauptwasserweg. Auch in dieser großen
Sache sind die Arbeiten von Lomonossow zu einem wichtigen Markstein geworden.
Einige der Gedanken des großen Gelehrten fanden in zwei Jahrhunderten ihre
Bestätigung. 1762 hat Lomonossow das Bestehen von Inseln in der Mitte des
Polarbeckens vorhergesagt, die auf die Richtung der Meeresströmungen eine
merkliche Wirkung ausüben. Im Ergebnisvieljähriger Arbeit haben die Gelehrten
der ehemaligen Sowjetunion den unterseeischen Gebirgsrücken entdeckt und
erforscht. Der Gebirgsrücken steigt über den Ozeanboden auf 2,5 - 3 Kilometer
und befindet sich ungefähr dort, wohin Lomonossow gezeigt hat. 1948 wurde diesem
Gebirgsrücken der Name von Lomonossow gegeben.
Lomonossow hat die Vermutung ausgesprochen, dass neben dem
Südpol ein Kontinent existieren sollte. Auch diese Vermutung bestätigte sich
glänzend. Im ersten Viertel des 19. Jh. haben F. Bellinshausen und M. Lasarew,
beide Seefahrer der russischen Marine, die Antarktis entdeckt.