Erwähnt man kaum diesen Namen, so versetzt uns das
Gedächtnis sofort in unsere Schulzeiten. Kein Wunder. Jeder Schüler weiß das
"Archimedische Prinzip", das Schwimmgesetz der Körper. Haben Sie dieses
Gesetz schon vergessen? Das kann aber nicht sein! Auf jeden Fall erinnern
wir Sie an den Sinn des Gesetzes: alle schwimmenden Körper verlieren soviel
an Gewicht, als die von ihnen verdrängte Flüssigkeit wiegt.
Allein diese Entdeckung von Archimedes genügte, dass sein Name in der
Geschichte der Wissenschaft für immer bliebe. Archimedes aber hat nicht nur
dieses Gesetz entdeckt. Er war bedeutendster Physiker, Mathematiker, Techniker
und Philosoph der Antike.
Nur wenige Berichte von dem Leben des großen griechischen Gelehrten stehen
uns zur Verfügung. Archimedes wurde in der Stadt Sirakus (Jnsel Sizilien)
geboren. Hat er eigene Familie gehabt? Wie sah er aus? Das wissen wir nicht.
Auch sein Geburtsjahr ist unbekannt. Aus der altgriechischen Geschichte ist
bekannt, dass die Stadt Sirakus 212 v.u.Z. von Römern erobert wurde. In diesem
Jahr wurde Archimedes von einem römischen Krieger getötet. Es wird angenommen,
dass damals Archimedes 75 jahre alt war. Wenn man daraus ausgeht, ist das
Geburtsjahr von Archimedes ungefähr 287 vor unserer Zeitrechnung. Archimedes'
Vater, namens Phidius, war der Hofastronom bei dem Herrscher von Sirakus.
Archimedes studierte an dem sogenannten Alexandria-Museum in damaliger
Hauptstadt Ägyptens Alexandria. Das Alexandria-Museum war ein einzigartiges
wissenschaftliches Forschungszentrum der Antike, wo die Herrscher Ägyptens
Ptolemeus's die besten griechischen Gelehrten versammelt, sowie eine berühmte,
weltgrößte Bibliothek gegründet haben. So dass nach der Beendidund des Studiums
erhielt Archimedes eine sehr gute Ausbildung.
Nach dem Studium kehrte Archimedes nach Sirakus zurück und übernahm die
Dienststellung seines Vaters.
Seine Schaffenstätigkeit begann Archimedes als Techniker. Er konstruierte
verschiedene Anlagen und Vorrichtunden, die im Bauwesen und im alltäglichen
Leben anwendbar waren. Am meisten zeigten diese Erzeugnisse die Anwendung von
Mathematik (Geometrie), Physik, Hydrostatik und Mechanik in der Praxis.
Archimedes's Arbeiten waren sehr vielseitig. Dem Archimedes werden bis zu 40
Erfindungen zugeschrieben, darunter die Schraube und der Flaschenzug. Aus der
Archimedischen endlosen Schraube entstanden später die Bolzen und die
Schraubenmutter, die ganz notwendigen Elemente in fast jedem Mechanismus.
Archimedes interessierte sich ständig für Mechanik. Er konstruierte
verschiedene Mechanismen, aber machte das nicht nur so, sondern mit dem Zweck,
die Lehre für die damals bekannten "einfachen Mechanismen" zu entwickeln und zu
prüfen. Unter "einfachen Mechanismen" sind die Hebel, die Blöcke, endlose
Schrauben u.a. zu verstehen. Weltbekannt ist der berühmte Ausspruch: "Gib mir
einen Punkt, wo ich hintreten kann, so will ich mit meinem Werkzeug (= dem
Hebel) die ganze Erde bewegen (werde ich die Welt aus ihren Angeln heben)."
Diese Worte werden Archimedes von seinen Biographen zugeschrieben. Er soll sie
gesagt haben, nachdem er die Hebelgesetze entdeckt hatte.
In seinem Werk "Die Parabeln der Quadratur" hat Archimedes bei der Rechnung
der Fläche des parabolischen Segments eine neue Rechnungsmethode verwendet, die
tatsächlich eine Methode der Integralrechnung war.
Hier ist es angebracht, daran zu erinnern, dass die Differenzial - und
Integralrechnung erst im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, d.h. zweitausend
Jahre nach Archimedes, in Mathematik kam. Bekanntlich haben Isaak Newton und
Gottfried Leibnitz den größten Beitrag dazu geleistet.
Im Werk "Über die Bemessung des Kreises" hat Archimedes zum ersten mal die
Zahl "n" (das Verhältnis der Länge des Kreises zu seinem Durchmesser) berechnet.
Er hat bewiesen auch, dass dieses Verhältnis für jeden Kreis gültig ist.
Archimedes erarbeitete die Verfahren der Berechnung von Flächen und Volumen der
komplizierten Figuren und Körper.
Diese Verfahren stützten sich auf die Untersuchung der mehr einfacheren
Figuren und Körper (Kreise, Zylinder, Kugeln).
Die mathematische Methode von Archimedes führte zur Erkenntnis der Umwelt und
der theoretischen Formen der Gegenstände, die in der Welt existieren, also der
vollkommenen, der geometrischen Formen.
Archimedes wusste auch, dass die Gegenstrände nicht nur die Form und die
Dimension besitzen. Die Gegenstrände bewegen sich oder unbeweglich bleiben. Dies
ist von bestimmten Kräften abhängig, die die Gegenstände verlagern oder sie in
Gleichgewicht bringen. Der große Sirakuser hat diese Kräfte erlernt und die
Grundlagen der neuen Wissenschaften - der Statik und der Hydrostatik entwickelt.
Nach der Legende soll Archimedes das hydrostatische Grundgesetz, das
sogenannte Archimedische Prinzip zufällig beim Baden entdeckt haben. Sofort
darauf soll er mit dem Ausruf "Heureka! (griechisch: Ich hab's gefunden!)"
splitternackt nach Hause gelaufen sein.
Einige Forscher aber sind der Meinung, dass Archimedes die vorstehenden Worte
aus einem anderen Anlaß gesagt hatte. Der wirkliche Anlaß dazu soll die
Entdeckung des Gesetzes des spezifischen Gewichts der Metalle gewesen sein. Hier
ist die Geschichte, die uns vom antiken Dichter Vetruvius hinterlassen wurde.
Eines Tages wandte sich Gieron, der Herrscher von Sirakus, an Archimedes und
befahl ihm zu prüfen, ob das Gewicht der goldenen Krone dem Gewichte des dazu
abgegebenen Goldes entspricht. Archimedes hat zwei Barren hergestellt: der eine
aus Gold, der andere aus Silber. Die beiden Barren und die Krone waren ganz
gleich schwer. Der Gelehrte versenkte die Barren nacheinander in ein Gefäß mit
Wasser und fixierte dabei den Wasserstand. Als er die Krone in Wasser versenkte,
bemerkte er sofort, dass deren Volumen größer als das des goldenen Barrens ist.
Die Betrügerei des Goldschmiedes wurde bewiesen. Und da soll Archimedes
"Heureka!" ausgerufen haben.
Bekannt ist der archimedische Traktat "Psammit" ("Die Berechnung von
Sandkörnchen"). Archimedes zählte die Sandkörnchen im Weltall zusammen. Dabei
betrachtete er das Weltall als eine geschlossene begrenzte Sphäre. In diesem
Traktat bestimmt Archimedes die Dimensionen der Erdkugel und der Sonne sowie den
Abstand dazwischen (selbstverständlich nicht genau). Die Werke Archimedes' wie
"Über das Gleichgewicht der flächen Figuren" und "Über die schwimmenden Körper"
erlauben es, den Archimedes für Begründer der mathematischen Physik zu halten.
Während der römischen Belagerung von Sirakus (212 v.u.Z.) hat Archimedes
seine technische Schöpferkraft besonders überzeugend gezeigt, obwohl er damals
an die fünfundsiebzig war. Für die Verteidigung seiner Stadt hat Archimedes die
mächtigen Schleudermaschinen gebaut, die die römischen Truppen mit schweren
Steinen bewarfen. Auch unter den Stadtmauern fanden die Römer keine
ungefährlichen Stellen. Die von Archimedes hergestellten leichten Schleuder
richteten gegen den Feind einen dichten Steinhagel. Die mächtigen Hebekrane
ergriffen mit den eisernen Krallen die feindlichen Schiffe, erhoben sie nach
oben und dann warfen sie ins Wasser zurück, so dass die Schiffe umkippten und
unter Wasser gingen.
Es war also den Römern nicht gelungen, die Stadt im geraden Srurm zu nehmen.
Die Römer wurden gezwungen, zur langen Belagerung der Stadt zu übergehen. Auch
während der Belagerung ließ Archimedes den Freind nicht in Ruhe. Der
Überlieferung zufolge, wurden die römischen Kriegsschiffe von den Verteidigern
der Stadt Sirakus verbrannt, wozu die mit den Spiegeln und den polierten
Schilden fokussierten Sonnenstrahlen werwandt wurden. Und das alles hat
Archimedes ausgedacht und hergestellt. Nur infolge eines Verrats konnten die
Römer 212 v.u.Z. die Stadt Sirakus ergreifen.
Plutarch schilderte die letzten Minuten des Archimedes' Lebens. "Zu
Archimedes kam ein römischer Krieger und erklärte, der Heerführer Marcell wollte
den Archimedes bei sich sehen. Archimedes bat den Krieger, eine Minute lang zu
warten, weil die Aufgabe, mit der er (Archimedes) sich beschäftigt war, noch
nicht endgültig gelöst wurde. Natürlich ging das den Krieger nichts an, er
verlor die Geduld und stach den Alten mit dem Schwert durch."
Es gibt auch eine andere Version. Ein römischer Krieger soll in Archimedes'
Haus als Plünderer eingedrunden sein und das Schwert über den Archimedes' Kopf
erhoben haben. Der Gelehrte rief nur zum Krieger: "Halte an! Warte auch nur
wenig, bis ich die Lösung der Aufgabe finde, dann mach' was du willst!"
So sind Legenden. Manche Historiker aber glauben, dass Archimedes nicht
zufällig getötet wurde. Damals war sein Verstand der ganzen Armee wert.
Es ist interessant, dass die Römer nach der Eroberung von Sirakus keine
Archimedes' Werke gefunden haben. Erst nach vielen Jahrhunderten sind seine
Werke von den europäischen Wissenschaftlern entdeckt worden. Ebendeshalb wies
Plutarch in dem Lebensbild von Archimedes mit Bedauern darauf hin, der Gelehrte
keine schriftlichen Werke hinterlassen habe. Plutarch berichtet, dass am Grabe
von Archimedes eine Steinplatte mit dem Bild des Zylinders und der Kugel
gestellt wurde. Der berühmte römischer Redner und Politiker Marcus Tullius
Cicero hat Sizilien 137 Jahre nach dem Archimedes' Tode besucht und das Grab
gesehen.
Das wissenschaftliche Erbe von Archimedes ist ziemlich groß. Erst in 16. -
17. Jahrhunderten haben die europäischen Gelehrten verstanden und geschätzt, was
Archimedes vor zweitausend Jahren gemacht hatte.